Zeitgenössische Kunst in der Osterfeldkirche Esslingen-Berkheim
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So werden die Glasfenster von Reinmar Senftleben zu einem kostbaren Schatz der Gegenwartskunst. Es sind Bilder, die nicht in Eile gelesen werden sollen, sondern sie fordern heraus einerseits zum Meditieren, andererseits zum Dialog.
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Den Originalartikel von Wolfgang Roser über die Glasfenster der Osterfeldkirche, erschienen in der Schwäbischen Heimat, Heft 2/2007, finden sie hier: SH_Glasbildkunst.pdf (318 kB) (mit freundlicher Genehmigung des Verlags und des Autors).

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Rede zur Eröffnung der Galerie Artist (gekürzt).

Reinmar Senftleben ist die erste Ausstellung in der neuen Galerie gewidmet. Senftleben ist in Esslingen alles andere als ein Unbekannter. Nicht nur hat er früher schon in Esslingen ausgestellt. Er hat die Glasfenster in der Osterfeldkirche hier in Berkheim gestaltet und hat auch in diesem Ausstellungsort seine Spuren hinterlassen, weil er in den Achtziger Jahren die prägenden Dreiecksfenster und andere Raum- und Gestaltungselemente entworfen hat. Erinnert sei auch an die Flieseninstallationen, die Senftleben im Auftrag des ortsansässigen Unternehmens Kiesel erarbeitet hat.
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Eine Vielzahl von Einzelausstellungen belegen seine Wertschätzung und seinen künstlerischen Werdegang: Seine Arbeiten waren unter anderem in Häusern in Wien, Paris, Zürich, Luxemburg und München zu sehen. Die Staatsgalerie Stuttgart, das Kulturinstitut der Bundesrepublik in Luxemburg und viele andere Institutionen haben Werke von ihm in Besitz aufgenommen. Rauminstallationen, architektonische Projekte und Frei-Installationen sind an vielen Orten in Deutschland zu finden.
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Die scheinbar freien Abstraktionen oder auch die geometrischen Zugänge des Künstlers sind alles andere als beliebig, sondern unterstehen einem ausgeklügelten Ansatz, malerische und skulpturale Elemente mittels Licht oft natürlicher Herkunft in neue Sichtweisen zu transponieren. Senftleben ist einer, der Material und Farben komponiert, um sie genau im Sinne des Wortes ins Licht zu setzen.

Selbst ein Ziffernblattgemälde einer Designeruhr erhält diese Gestaltung des Lichts und trägt den Titel „Einfallswinkel“. Durch dieses Zueinander von Licht, Farbe und Material gelingt es Senftleben, die reine Abstraktion beim Betrachter aufzulösen und zu überführen in Assoziationen archetypischer, fast magischer Faszination. Die Bandbreite des eingesetzten Materials ist dabei sehr groß und die Variationen vielschichtig. Dennoch bleibt der typische Zugriff des Künstlers unverkennbar. ... Die Titel der Arbeiten sind Anker zur mentalen Stimulierung des Betrachters - „Assoziationsflora“, wie es Senftleben selbst nennen würde. Das verdeutlicht auch der Gesamttitel der Ausstellung, „Emanantionen“ - ein zweigesichtiger Begriff aus Philosphie und Psychologie. Bei den Neuplatonikern war damit die Ausströmung aus dem Vollkommenen und Unveränderlichen, ja sogar Göttlichen gemeint. Die psychologische Wendung des Begriffs zielt ab auf die Ausstrahlung psychischer Energie. Die Verbindung von Material, gestalterischem Zugang und dieser Energie ist das bleibende Geheimnis in den Arbeiten von Senftleben, das sich in der Lumineszenz, also dem Leuchten und der Lichtverwendung in den Werken realisiert und zum Faszinosum wird.
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Auszug aus der Rede von Dr. Peter Kastner, leitender Kulturreferent der Stadt Esslingen a.N., anlässlich der Eröffnung der Galerie Artist am 12.09.2003.